Flensborg Avis berichtet

Wo Freundschaft und Abenteuer aufeinander treffen: 100 Jahre SVF-Jugendabteilung

Junge Mitglieder der SVF beim Kuttersegeln in den 1950er Jahren – Ausbildung, Gemeinschaft und Verantwortung standen im Mittelpunkt der Jugendarbeit.Fotos: Archiv SVF

Die Geschichte der Jugendabteilung der Segler-Vereinigung Flensburg beginnt offiziell im Jahr 1925 – nur 14 Jahre nach Vereinsgründung. Schon damals bemühten sich junge Männer zwischen 17 und 20 Jahren um Aufnahme, mit handschriftlichen Lebensläufen und der Einwilligung ihrer Eltern. Der Vereinsvorstand reagierte schnell und erließ 1929 eine eigene Jugendordnung. Die Ziele: Ausbildung im Segeln, Kameradschaft, Verantwortungsbewusstsein. Gesegelt wurde mit dem vereinseigenen Boot »Flens« – mittwochs um 18 Uhr, kostenlos für die Jugend.

Die Ausbildung war klar strukturiert. Wer sich bewährte, konnte nach bestandener Prüfung zum »Maat« oder sogar »Bootsführer« aufsteigen. Theoretischer Unterricht im Winter, Knotenkurse, Navigationsabende – wer zweimal unentschuldigt fehlte, wurde ausgeschlossen. Die Zahl der Jugendlichen stieg schnell auf etwa 25 und blieb über Jahre konstant. Auch Langfahrten und Regatten wurden unternommen. In den 1930er Jahren segelte die Jugend auf Booten wie der Segelyacht »Renate«, den Jollen »Bernhard Bölck« oder »Jan Dutt«.

Krieg, Einschränkungen – und neue Freiheiten

Mit dem Zweiten Weltkrieg kam das Segelverbot auf der Förde – aber nicht für die Jugend. Unter dem Vorwand »vorseemännischer Ausbildung« wurde ihnen das Segeln innerhalb bestimmter Grenzen erlaubt. Die SVF beschaffte für sie den Kutter »De Baas«. Nach Kriegsende blieb oft nur privates Bootsmaterial. Doch die Jugendabteilung blieb aktiv, baute Boote, sang Shanties und warb erfolgreich neue Mitglieder.

Wachstum und Struktur

Ab den 1950er Jahren wurde die Jugendarbeit systematischer: Der Umbau eigener Boote, der Aufbau einer Opti-Gruppe und die Anschaffung neuer Jollen prägten die Jahrzehnte. 1956 wurde ein neuer »De Baas« in Dienst gestellt. Erste Regattaerfolge stellten sich ein. 1971 erhielt die Jugendabteilung eine 470er-Jolle aus Jugendmitteln. Sie tauften die Jolle auf den Namen »Archibald«. Schon 1972 zählte der Verein 72 Mitglieder in der Jugendabteilung.

Auf Langfahrt mit der Vereinsjugend: Bereits in den 1930er Jahren unternahmen die jungen Segler der SVF ausgedehnte Törns.

Der Kutter als Mittelpunkt

Über Jahrzehnte war »De Baas« in unterschiedlichen Versionen das zentrale Boot der Jugendarbeit. Das gemeinsame Kuttersegeln – bei Wind, Regen oder auf der Kieler Woche – prägte Generationen. Mitte der 1980er Jahre konnte der Bestand der vereinseigenen Boote um eine 485er Jolle, zwei Piraten, acht Optis und einem Kutter erweitert werden. 1997 fiel die Entscheidung, in eine X-79 zu investieren. Die »X-cuse me« wurde schnell zum neuen Aushängeschild. Später kamen 420er Jollen, Laser, C55 und eine Albin Express hinzu.

Opti-Liga und neue Formate

Ein Meilenstein war 2002 die Gründung der vereinsübergreifenden »Opti-Liga Nord«, angestoßen von der SVF. Das Ziel: Regatten für Einsteiger, ohne Leistungsdruck – dafür mit Teamgeist und Freude am Sport. Auch die vereinseigene Opti-Werkstatt im Winter 2002/03 zeigte: Segeln beim SVF ist mehr als nur Wasser und Wind – es ist Gemeinschaft.

Heute – zwischen Kontinuität und Wandel

Die Jugendabteilung der SVF lebt von engagierten Jugendwarten, Eltern, Spenden und dem Einsatz vieler. Sie stellt Jollen, organisiert Sommerkurse, bildet aus und begleitet auf dem Weg zum DSV-Schein. Noch immer segeln Kinder auf Optis, C55 und anderen Jollen – inzwischen oft auf modernem Material, teilweise spendenfinanziert. Höhepunkt jedes Jahres bleibt die inzwischen schon traditionelle 5 Tages-Tour in der letzten Ferienwoche der Sommerferien – ein echtes Gemeinschaftsprojekt.

Ausblick: Kurs halten in bewegten Zeiten

Die SVF-Jugendabteilung steht auch 2025 vor Herausforderungen. Nachwuchs muss gewonnen, Boote gepflegt, Ausbildung und Freizeit in Einklang gebracht werden. Material ist teuer, Ehrenamt nicht selbstverständlich. Doch das Konzept der SVF – frühe Heranführung, strukturierte Ausbildung und gemeinschaftliche Erlebnisse – hat sich seit 1925 bewährt. Die Feier zum 100-jährigen Bestehen der Jugendabteilung im Rahmen des Jubiläums vom 18. bis 20. Juli 2025 ist nicht nur Rückblick, sondern ein Signal: Die Jugend bleibt auf Kurs.

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