Geschichte und Geschichten

Klaus-Ove Kahrmann: Die ALEXANDRA – ein »Denkmal zur See«

Die »Alexandra« als Alltagsverkehrsmittel: Die Aufnahme zeigt eine der vielen Fördefahrten aus einer Zeit, in der Dampfer noch das Rückgrat der Küstenverbindungen bildeten. Archivfoto: Förderverein Alexandra

Eigentlich ist es ein Wunder, dass das 1908 gebaute Dampfschiff »Alexandra« immer noch in den Sommermonaten seine Runden auf der Flensburger Förde dreht – die Dampfer-Zeit auf den Förden ist schon lange vorbei, und es geriet in Vergessenheit, dass die Dampferflotten mal das Hauptverkehrsmittel entlang den Fördeküsten bildeten. Zusammen mit vielen Ziegeleien bildeten die Dampfer ein unverkennbares Merkmal der schleswig-holsteinischen Förden.

Das Ziegeleimuseum in Cathrinsminde auf der dänischen Seite der Flensburger Förde bietet hier einen schönen Anlaufpunkt und erzählt anschaulich von diesen Zeiten.

Die Schlei ist auch eine Förde – und für die »Alex« sehr bedeutend, weil sie viele Jahre in der Werft
Peter Eberhard in Arnis den jährlichen »Technikcheck« durchlief. Überhaupt wurde in Arnis in den 1980er Jahren die »Alexandra« einschließlich ihrer original erhaltenen Dampfmaschine wieder fahrfähig gemacht. Getauft wurde die »Alexandra« übrigens von der Schleswig-Holsteinischen Prinzessin Alexandra (1887-1957) – deswegen auch der Name. Die Prinzessin selbst ist viele Male mit dem Dampfer gefahren.

Die meisten Fördedampfer waren sogenannte »Mehrzweckschiffe« – sie dienten, besonders in den Wintermonaten als Transportmittel für Waren aller Art und dem umfangreichen Viehtransport für die vielen landwirtschaftlichen Betriebe sowie als Passagierbeförderungsmittel.

Ein Klassiker auf Kurs – Dampfer »Alexandra« heute wie damals. Foto: Andreas Westphalen

Die »Alexandra« ist eine Besonderheit: Sie verfügt über einen prächtig ausgestatteten Salon – deswegen spricht man von einem Salondampfer – ähnlich der noch erhaltenen Schaarhörn in Hamburg. Und noch eine Besonderheit weist die »Alexandra« aus: sie ist ein seegehendes Dampfschiff, kann also außer den Küstenbereichen im Prinzip auch die Weltenmeere durchkreuzen.

Im Jahr 1979 wurde der Alexandra vom Schifffahrtsmuseum in Bremerhaven das Zertifikat  eines historischen Wasserfahrzeuges ersten Ranges verliehen. Und es ist als erstes Schiff einige Zeit später in das Denkmalbuch des Landes Schleswig-Holstein eingetragen worden – mit dem Heimathafen Flensburg. Nachdem die »Alexandra« jahrelang als »Butterdampfer« mit einem Verkaufs­kiosk im Salon gefahren war, wurde sie 1975 von der Reederei außer Dienst gestellt und dümpelte der Abwrackwerft entgehen – bis sich eine Bürgergruppe des stark heruntergekommenen Schiffes annahm und es tatsächlich in über zehnjähriger Arbeit wieder fahrtfähig machte. 1988 kehrte die »Alexandra« mit eigener Kraft aus Arnis zurück und fährt seitdem – ehrenamtlich betrieben – die gewohnte Strecke Flensburg-Glücksburg und auch weiter bis z.B. nach Langballigau. Seit 1983  stellt die »Alexandra« alle zwei Jahre den Mittelpunkt des »Flensburger Dampf-Rundums« dar, des größten europäischen Dampfertreffens. Und: vor acht Jahren erhielt die »Alexandra« sogar einen neuen Kessel – das Herzstück eines jeden Dampfers. Diese auch finanziell enorme Kraftanstrengung  gelang nur durch die hervorragende Zusammenarbeit der der beteiligten Vereine, der Denkmalschutzbehörde und vieler engagierter Spender.

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